Fronleichnam
Hoch vom Himmel strahlt die Sonne
Nieder auf den grünen Hag,
Freudig quellen alle Herzen,
Heute ist Fronleichnamstag!
Weithin tönt vom Turm die Glocke,
Feierlich, mit Macht und Klang,
Weckt im sinnenden Gemüte
Süßer Sehnsucht tiefen Drang.
Und das Herz will sich erheben
Über Kleinmut, Angst und Not,
Sich zu blauen Höhen schwingen,
Fürchtend Leben nicht und Tod!
Hätten wir die Kraft des Glaubens,
Wie Kristall so fest und rein,
Leichter trüge sich des Lebens
Armer, trügerischer Schein.
Doch wir wandeln trüb und trüber
Durch das dunkle Erdental,
Statt uns innig zu bereiten
Für ein göttlich Abendmahl.
In des Lebens eitlem Kampfe
Wird uns in der Seele dumpf
Und im stolzen Flug des Geistes
Werden bald die Flügel stumpf. . –
Sei, was muss! Doch einmal lasst uns
Freien, reinen Herzens sein;
Wie zum Beten, glockentönend,
Steigre sich das innre Sein!
Bringt an Blumen, was ihr findet!
Sommergolden glänzt der Hag —
Schmückt euch mit dem Gold der Freude:
Heute ist Fronleichnamstag!
Fritz Lemmermayer