Krankheit, Sterben und Tod

Krankheit, Sterben und Tod:
Warum sollte ich mir darüber Gedanken machen?
Ich bin doch noch jung, das ganze Leben liegt schließlich noch vor mir!
Andererseits:
Das ernsthafte Nachdenken über den Tod macht mich erst fähig, wahrhaft zu leben.
Dann spüre ich: Ich verdanke mein Leben nicht mir selbst!
Mein Leben ist wertvoll, ich muss es achten und sorgsam damit umgehen!
Der Tod ist ein Teil des Lebens!
Ich darf die Alten und Kranken nicht vergessen!
Die Antwort auf die Frage „Was kommt nach dem Tod?“ hat Konsequenzen für meine Einstellung zum Leben!
Jesus, du bist immer für das Leben eingetreten und hast dem Tod seinen Schrecken genommen.
Für dich hatte der Tod nicht das letzte Wort.
Lass mich daraus Zuversicht gewinnen – für mein Leben und in meinem Sterben.

Abschied nehmen

Abschied nehmen
von Menschen,
von Sicherheiten,
von Vertrautem,
von Gewohntem,
ist schmerzhaft.

Abschied nehmen
bedeutet aber auch
Chancen wahrnehmen,
anderes entdecken,
Neues wagen,
sich verändern.

Wer sich der Zukunft nicht öffnet,
missbraucht die Gegenwart
und verachtet die Vergangenheit.

Gott, du bist der Garant aller Zukunft!
Nichts brauche ich zu fürchten,
wenn es auch für mich einmal heißt,
Abschied zu nehmen.

Wenn alle Dämme brechen

Guter Gott!
Wenn alle Dämme brechen,
Werte sich verkehren,
alles ins Wanken gerät
was mir bisher lieb und teuer,
wichtig und wertvoll war,
dann brauche ich dich umso mehr,
damit du meinem Leben Richtung gibst,
wie ein roter Faden,
der mir bei der Orientierung hilft.
Nicht hin und her geweht wie eine Fahne im Wind,
sondern aufrecht und selbstbewusst
will ich durch mein Leben gehen – mit dir.

Dieser Tag, Herr, geht zu Ende

Dieser Tag, Herr, geht zu Ende.
Dankbar lege ich alles in deine Hände.
Jede Begegnung, jedes Lächeln,
meine Fragen,
meine Arbeit, mein Mühen
und mein Versagen.
Jeden meiner Schritte,
Freude und Schmerz,
meine Gedanken, mein Wollen,
mein ganzes Herz.
In deine Liebe schließ alles ein.
Lass mich bei dir geborgen sein.

© Irmgard Erath

Ich rege mich auf

Ich rege mich auf über
einen verregneten Tag,
ein ödes Fernsehprogramm,
einen unberechtigten Elfmeter,
eine schlechte Beurteilung,
ein umfangreiches Projekt auf der Arbeit,
nervende Kollegen,
uneinsichtige Chefs,
andersartige Mitmenschen.

Andere klagen über
unzureichende Ernährung,
unmenschliche Arbeit,
ernüchternde Zukunftsaussichten,
mangelnde Zuneigung,
chronische Schmerzen,
zermürbende Einsamkeit,
bittere Armut,
verzehrende Heimatlosigkeit,
himmelschreiende Unrecht.

Gott, wie groß ist die Kluft geworden
zwischen ihnen und mir,
dass ich dem Dank die Klage vorziehe
und die Augen vor dem verschließe,
was wirklich drängt in unserer Welt.